Die Geschichte des Schlosses Digoine
Das Schloss Digoine, "eine uneinnehmbare Festung", wird in Quellen häufig als Petite Digoine bezeichnet. Der Bau des Schlosses durch den damaligen Landesherrn Seigneur Thibaut im Jahre 1233 wird durch ein Dokument bestätigt, das im Kloster St. Symphorion in Autun gefunden wurde. Thibaults Nachfahren galten als "Dorn im Auge" von Charles Montago, dem damaligen Herzog von Burgund. Von ihrer Festung aus waren sie stets in der Lage seine Angriffe abzuwehren, und dies obwohl der Herzog das nahe gelegene Couches beherrschte.
Um 1400 ging das Schloss in den Besitz des Seigneur Guilaume de Dumas über. Die Familie Dumas, zu deren Besitz das grosse Schloss von Digoine in Pallinges (Saone/Loire) gehörte, hatte kein Interesse im kleinen Namensvettern zu wohnen. Um 1446 wurde Petite Digoine, damals nicht viel mehr als eine Ruine, für 1200 Sous (der damaligen Währung) an den Adligen Udo de Malin verkauft um die Schulden der Familie zu tilgen.
Im 16. und 17. Jahrhundert wechselte das Schloss ständig seine Besitzer, wovon nur wenig überliefert ist. Bekannt ist, dass es durch den Bau zweier Türme und einer Treppe während des
17. Jahrhunderts erweitert und ca. 1730 von der Familie Falleton erworben wurde. Die Falletons rekonstruierten die Südseite des Schlosses und passten in das gesamte Gebäude grosse Fenster ein.
Im Jahr 1806 verkaufte Henriette de Falleton das inzwischen heruntergekommene Schloss Digoine an M. Francois Luis, den Grafen von Musy. Dieser war verantwortlich für den eines neuen Flügels mit zwei Rundtürmen und den Einbau der heute noch bestehenden Treppe. Ausserdem liess er zwei identische Gebäude errichten, die einen Abschluss des Hofes bildeten: die Orangerie (auch Unterkunft der Jagdhunde) und das Teehaus.
Der Graf war einerseits passionierter Jäger und Gastgeber von grossartigen Festen, auf der anderen Seite wird ihm nachgesagt, genau diese Vorlieben hätten ihn ruiniert. 1883 vererbte er das Schloss mitsamt der riesigen Schulden an sein Patenkind, Prinz Charles de Prunelé
Die Gräfin Prunelé war glücklicherweise die zweitreichste Frau Frankreichs, so konnte der Graf die ererbten Schulden mit ihrem Gold begleichen. Nach dem Tod der verwitweten Comtesse de Prunelé erbten vier Nichten und Neffen den gesamten Besitz. Unter diesen Erben befand sich der Graf Chr. de Ternay, dessen Familie seit dem 13. Jahrhundert das Schloss Rully besass. Seit 1930 ist Petite Digoine nicht mehr bewohnt, obwohl es kurzfristig während des 2. Weltkriegs von einem Mönchsorden genutzt wurde.
Im Jahr 2003 verkaufte der Graf de Ternay das Schloss mitsamt dem zugehörigen Bauernhof. Auf diesem Wege erwarben die derzeitigen Eigentümer das Schloss. Die umliegenden Wälder und Felder befinden sich noch immer im Besitz der Familie Ternay. Der Bauernhof wurde von den ehemaligen Pächtern übernommen. Im jetzigen Zustand bedarf das Schloss Digoine einer kompletten Renovierung.
Fast die gesamte Inneneinrichtung geht auf den Grafen von Musy zurück. Die letzten grossen Veränderungen wurden 1854 vorgenommen: das Treppenhaus, eine kleine Bibliothek mit geschwungenen Bücherregalen, schöne bunte Glasfenster, eine Kapelle mit lebensgrossen Figuren, Holzböden, Kaminsimse aus Marmor und ein kunstvoll gestaltetes Geländer. In der Küche ist noch ein Kaminsims aus dem Jahr 1259 sichtbar. Dies ist eines der letzten Andenken von Seigneur Thibauts "nicht einnehmbarer Festung".